Nach dem großen Erfolg in 2016 will die Volksbank in der Ortenau auch in diesem Jahr die ganze Region ins sozial engagierte TUN bringen und hat erneut den mit 5.000 Euro dotierten „Herzenssache“ - Preis der Volksbank in der Ortenau für soziales, ehrenamtliches Engagement ausgelobt. Somit ist der Preis einer der höchst dotierten Sozialpreise in Baden-Württemberg. Die zweit und dritt „Platzierten“ erhalten jeweils 1.000 Euro. Die Schirmherrschaft für den Preis hat abermals Bundesfinanzminister Dr. Wolfgang Schäuble übernommen.
Knapp 40 Projekte aus dem gesamten Geschäftsgebiet der Volksbank in der Ortenau haben sich in 2017 für den Herzenssache Preis für soziales und ehrenamtliches Engagement der Volksbank in der Ortenau beworben. Die Bewerbungsfrist endete am 20.8.2017. Gemäß den Ausschreibungsbedingungen hat die Volksbank die Vorauswahl an Projekten getroffen, die es auf die „Juryliste“ geschafft haben. Aus dieser wurde von einer externen Expertenjury im September die drei Nominierten und schließlich der Gewinner des Sozialpreises der Volksbank in der Ortenau eG 2017 ausgewählt. Die Jury bestand aus Helena Gareis (Koordinatorin Kinder- und Jugendhospizdienst Ortenau), Prof. Dr. rer. pol. Thomas Baumgärtler (Hochschule Offenburg), Dirk Döbele (Geschäftsführer Vinzentiushaus Offenburg GmbH), Achim Feyhl (Vorstandsvorsitzender Lebenshilfe Offenburg - Oberkirch e.V.) und Clemens Fritz (Vorstand Volksbank in der Ortenau).
Alle eingereichten Projekte und Aktivitäten waren beeindruckend. „Alle verdienen unser aller Respekt und unsere Unterstützung“, so Clemens Fritz, Vorstand der Volksbank. Aus diesem Grund habe die Bank entschieden, allen Bewerbern, die es auf die „Juryliste“ geschafft, also den Teilnahmebedingungen entsprochen haben, eine Spende von 250 Euro für ihre „Herzenssache“ zukommen zu lassen. Insgesamt investiert die Bank pro Jahr ca. 20.000 Euro in den Herzenssachepreis.
Nominiert wurden
Projekt 1 – „Multiple Sklerose: Leben ist heute - Integration ist wichtig“ -
AMSEL-Kontaktgruppe Ortenaukreis
Projekt 2 – „Begleitung schwerstkranker und sterbender Menschen sowie deren
Angehörigen direkt bei den Menschen zu Hause“ –
Eheleute Fridolin und Roswitha Bohn
Projekt 3 – „Bogensport mit geistig Behinderten“ –
Eheleute Hans und Marita Rittmann
Die AMSEL-Kontaktgruppe hat es als einziger Bewerber bereits zum zweiten Mal unter die drei Nominierten geschafft.
Mit diesen drei nominierten Projekten wird momentan ein Kurzvideo gedreht, welches ca. 6.000 Menschen bei allen Mitglieder- und Kundenforen der Volksbank in der Ortenau im Herbst sehen werden. Außerdem können die Nominierten dieses Video nach der Preisvergabe am 23. November 2017 anlässlich des Mitglieder- und Kundenforums „Stadt“ in der Ortenauhalle in Offenburg für ihre eigene Homepage verwenden. Bis zum 23. November bleibt es jedoch noch ein Geheimnis, wer letztendlich der Gewinner ist und mit 5.000 Euro für seine Herzenssache nach Hause gehen darf.
Beschreibung der drei nominierten Projekte
Projekt 1 – „Multiple Sklerose: Leben ist heute - Integration ist wichtig“ -
AMSEL-Kontaktgruppe Ortenaukreis
Die AMSEL ist eine Selbsthilfegruppe für Multiple Sklerose (MS) Erkrankte sowie deren Angehörige, Freunde und Bekannte im ganzen Landkreis. Sie ist eine Gruppe von Ehrenamtlichen, welche die Selbsthilfegruppen organisieren und damit MS-Kranke in ihrem Alltag unterstützen – und dies ganz konkret.
Sich treffen, Freundschaften schließen und pflegen - die Tage mit Leben füllen, das ist eine der Aufgaben der AMSEL. Die AMSEL-Treffen sind in Offenburg, Haslach, Achern, Kappel-Grafenhausen, Oppenau und in Ettenheim. Dort wird zum Beispiel gebastelt. Diese Basteltätigkeit trainiert die Fingerbeweglichkeit, fördert die Konzentration und sorgt für seelische Ausgeglichenheit. Die Gruppe war auch schon in der Kletterhalle oder bietet regelmäßig Nordic Walking oder Hypotherapie an. Regelmäßig gehen sie miteinander essen, sitzen gemütlich zusammen und tauschen sich über alles, was sie bewegt aus. Ausflüge und eine jährliche Rollstuhlfreizeit stehen ebenso auf dem Programm. Die AMSEL berät z. B. über die Hilfsmittelversorgung, Arztversorgung oder Reha-Versorgung. Bei Fragen und Streitthemen mit der Krankenkasse und der Rentenkasse steht sie an der Seite ihrer Patienten. Sie tauscht sich regelmäßig mit den Fachkräften innerhalb ihres Landesverbandes aus und stellt bei Bedarf entsprechende Kontakte her.
Die AMSEL will mit ihrem Engagement Menschen mit Multiple Sklerose ein inhaltlich reiches Leben geben. Und sie will Barrieren abbauen. Noch immer ist in den Köpfen von vielen Menschen die MS ein Buch mit sieben Siegeln. Entsprechend hoch sind die Hemmschwellen. Die Menschen sind unsicher – können nicht mit der Krankheit umgehen. Einem Menschen, der die Diagnose MS erhält, stellt sich erst mal die ganze Welt auf den Kopf. Umso wichtiger ist die Integration. Die AMSEL will informieren, will Ängste rund um die Krankheit bei Betroffenen, Angehörigen aber auch in der Gesellschaft abbauen. Und vor allem will sie allen MS-Kranken und ihren Familien Mut machen… denn ein Leben mit MS ist lebenswert und auch bereichernd. Und Leben ist heute.
Projekt 2 – „Begleitung schwerstkranker und sterbender Menschen sowie deren
Angehöriger direkt bei den Menschen zu Hause“ –
Eheleute Fridolin und Roswitha Bohn
Die Eheleute Fridolin und Roswitha Bohn begleiten schwerstkranke und sterbende Menschen sowie deren Angehörigen direkt bei den Menschen zu Hause. Denn "jeder ist wichtig, bis zum letzten Atemzug" lautet ihr Credo und erklärt ihren unermüdlichen Einsatz für die Sache. Seit 17 Jahren wird viel Zeit investiert, oft werden private Dinge hintenangestellt. So leben die beiden den Hospizgedanken und wollen diesen weitertragen.
Den Menschen als Ganzes zu sehen, neben medizinischer Hilfe ihn auch seelisch und psychisch zu betreuen, sind Aufgaben der Hospizarbeit so, wie die Eheleute Bohn sie verstehen.
Entgegen dem Wunsch vieler Menschen, zu Hause oder in vertrauter Umgebung sterben zu wollen, sterben immer noch die meisten Menschen im Krankenhaus (ca. 50 %), gefolgt vom Pflegeheim (ca. 20 % mit steigender Tendenz). Zu Hause sterben ca. 20 %. In Hospizen und Palliativstationen sind dies 6 bis 7%. Von der Wunschvorstellung, zu Hause sterben zu dürfen, ist die Wirklichkeit also weit entfernt.
In der ambulanten Hospizarbeit möchten Fridolin und Roswitha Bohn dazu beitragen, die Wünsche und Bedürfnisse von Sterbenden zu berücksichtigen, ein Leben in Würde bis zum Ende zu führen, das Sterben in der häuslichen Umgebung oder sonstigem sozialen Umfeld zu ermöglichen und den Menschen in einer Zeit von existentieller Not beizustehen.
Sie gehen zu den Menschen nach Hause oder ins Pflegeheim. Sie bringen ihr wertvollstes Gut mit, nämlich Zeit. Die Begleitung kann vieles beinhalten, z.B. Sprechen, Schweigen, Berühren, Zuhören, Spazierengehen, Beten oder einfach nur da Sein. Auf die Bedürfnisse der Menschen, ihre Sorgen und Ängste eingehen und sich für die Wahrung einer guten Lebensqualität bis zuletzt einzusetzen, das ist es, was Bohns motiviert.
Vielfach geht es auch um Entlastung der Angehörigen, damit diese mal ausspannen, Besorgungen erledigen, Kraft schöpfen können. Oftmals übernehmen Herr Bohn und seine Frau abwechselnd Nachtwachen, um den Angehörigen einfach einmal wieder ein Schlafen ohne Störungen zu ermöglichen.
Die Häufigkeit und Intensität ihrer Begleitung richtet sich nach den jeweiligen Bedürfnissen und kann einmal monatlich bis mehrmals wöchentlich bedeuten.
Sie möchten erreichen, dass Menschen ihrem Wunsche entsprechend zum Sterben in ihrer vertrauten Umgebung bleiben und in Würde im Kreise Ihrer Angehörigen sterben können. Sie wollen aber auch die Angehörigen ermutigen, dies zu ermöglichen und wollen ihnen bei ihren Sorgen und Ängsten beistehen.
In unserer schnelllebigen, auf Jugend und Erfolg ausgerichteten Zeit haben Krankheit und Sterben nach Ansicht der Bohns keinen Platz mehr. Sie möchten den Menschen wieder ins Bewusstsein bringen, dass das Sterben wie die Geburt zum Leben gehört. Dass die Geburt als Eingangstor und das Sterben als Ausgangstor des Lebens gesehen werden. Oder um es mit Cicely Saunders, der Begründerin der Hospizarbeit zu sagen: „Es geht nicht darum, dem Leben mehr Tage zu geben, sondern den Tagen mehr Leben.“
Projekt 3 – „Bogensport mit geistig Behinderten“ –
Eheleute Hans und Marita Rittmann
Seit 2010 ist das Ehepaar Rittmann ehrenamtlich an der Astrid-Lindgren-Schule in Hesselhurst im Bereich Bogenschießen tätig. Sie haben mehrere Bogensportgruppen an der Schule unter Einbezug der Eltern aufgebaut. Sie stehen für den Aufbau und die Gestaltung und Pflege der Bogensportplätze an der Astrid-Lindgren-Schule – und ihnen ist es zu verdanken, dass Bogenschießen als Sportart bei den Special Olympics anerkannt wurde.
Durch ihre Beharrlichkeit und vor allem durch das erfolgreiche Auftreten der Schülerinnen und Schüler bei vielen regionalen und überregionalen Wettbewerben und Meisterschaften, haben sie zwei Ziele erreicht, nämlich Inklusion und Integration: Menschen mit einer geistigen Behinderung dürfen inzwischen an allen regulärem Wettbewerben teilnehmen. Die Behinderung ist kein Kriterium mehr, das in irgendeiner Form relevant ist (Inklusion).
Bogenschießen wurde als Sportart bei den Special Olympics anerkannt. Bis ins Jahr 2017 galt diese Sportart als zu gefährlich für Menschen mit geistiger Behinderung. Marita und Hans Rittmann haben mit den Schülerinnen und Schülern der Schule für geistig Behinderte bewiesen, dass Bogenschießen absolut ungefährlich ist und eine geradezu ideale Sportart für Menschen mit geistiger Behinderung (Integration) darstellt.
Nun haben alle Menschen mit geistiger Behinderung die Wahl, wie sie die Sportart ausüben möchten, inklusiv oder im beschützten Rahmen von Special Olympics.
Die Eheleute Rittmann leisten im Ehrenamt einen Vollzeit-Job. Sie üben täglich mit Schülergruppen das Bogenschießen und organisieren und begleiten Wettbewerbe am Wochenende und in den Schulferien. Herr Rittmann ist täglich vor Ort, neben den Trainingseinheiten hat er den gesamten Bogensportplatz der Schule aufgebaut und pflegt und unterhält ihn. Dabei werden ehemalige Schüler und die Eltern anderer Schüler/innen der Schule miteinbezogen.