Offenburg - Sieht man Bilder der Azteken-Tempel in Mexiko, der Akropolis in Athen oder der chinesischen Mauer, ist jedem gleich klar: hier handelt es sich um Stätten des Weltkulturerbes.
Aber was hat das UNESCO Weltkulturerbe mit Genossenschaften zu tun? Neben Weltkulturstätten gibt es auch ein immaterielles Kulturerbe – das bedeutet Wissen – Können – Weitergeben. Formen immateriellen Kulturerbes sind entscheidend von menschlichem Wissen und Können getragen. Sie sind Ausdruck von Kreativität und Erfindergeist, vermitteln Identität und Kontinuität. Sie werden von Generation zu Generation weitergegeben und fortwährend neugestaltet.
Die Genossenschaftsidee und ihre Praxis wurden als erster deutscher Beitrag in die UNESCO-Liste des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen.
Die Genossenschaft gilt als eine allen offenstehende Form der gesellschaftlichen Selbstorganisation, ein Modell der kooperativen Selbsthilfe und Selbstverantwortung.
Die Idee und Praxis der Organisation von gemeinsamen Interessen in Genossenschaften wird hervorgehoben. Damit werden die Idee des kooperativen Wirtschaftens sowie das Erbe von Raiffeisen und Schulze-Delitzsch weltweit gewürdigt: „gemeinsam handeln, mehr erreichen“.
Sicherlich einer der Gründe, dass Genossenschaften in der Kultur- und Kreativszene in den letzten Jahren einen wahren Boom erleben ist, dass in Genossenschaften sich die Menschen als Miteigentümer am gemeinsamen Projekt auf Augenhöhe begegnen. Das fordert und fördert Engagement, Gestaltungswillen und Solidarität. Genossenschaften sind eine Vereinigung von Menschen mit gemeinsamen Interessen und Zielen, jedoch ohne die Absicht Gewinne zu erwirtschaften. Die Idee der heutigen Genossenschaftspraxis prägten in Deutschland Mitte des 19. Jahrhunderts Hermann Schulze-Delitzsch und Friedrich Wilhelm Raiffeisen.
Das Deutsche Genossenschaftsgesetz und die Idee der Kreditgenossenschaft wurde zu einem Exportschlager. Überall auf der Welt - von Nordamerika über Skandinavien bis Japan - entstanden Genossenschaften.
Weltweit sind 800 Millionen Menschen Mitglied einer Genossenschaft. Allein in Deutschland sind es 8.000.
In Baden-Württemberg zählen wir 3,9 Millionen Mitglieder in Genossenschaften. Das bedeutet mehr als jeder 3. Einwohner ist Mitglied. In den letzten Jahren konnten die Mitgliederzahlen um 450.000 gesteigert werden. 830 Unternehmen sind als Genossenschaft in 50 Branchen organisiert. In den letzten Jahren wurden 270 neue Genossenschaften gegründet.