Kultur macht den Unterschied – nicht nur für das allgemeine Wohlbefinden, sondern auch in betriebswirtschaftlichen Zahlen. Sie wirkt nach innen, als auch nach außen. Denn welches Ansehen ein Unternehmen im Markt genießt, bestimmen nicht nur alleine seine Produkte, sondern zu einem großen Teil die Art und Weise, wie es mit seinen Kunden umgeht. Es fließt aber auch ein, ob ein Unternehmen bürokratisch oder pragmatisch ist, ob es innovativ oder eher ideenlos ist, ob die Mitarbeiter risikobereit sind oder ob es höchste Priorität hat, Fehler zu vermeiden, aber auch, ob alle an einem Strang ziehen oder sich jeder gegen jeden absichert.
In Kapitel B des vorliegenden Buches wird mit einer Betrachtung des Themas Unternehmenskultur aus wissenschaftlicher Sicht zunächst eine breite Grundlage für die Überlegungen in den nachfolgenden Kapiteln gelegt. Dazu werden die Themen Kultur und Unternehmenskultur allgemein besprochen, es folgen Überlegungen zur Funktion und zur Veränderung der Unternehmenskultur, sowie zur Rolle von Führung und zum Zusammenspiel mit der Strategie des Unternehmens. Danach wird ein empirisch abgestützter Überblick über spezifische Unternehmenskulturen gegeben. Abgerundet wird das Kapitel mit umsetzungsorientierten Überlegungen aus psychologischer und soziologischer Sicht zur Verbindung zwischen Unternehmenskultur und Risikokultur sowie zum Umgang mit Risikofaktoren und der Umsetzung einer Unternehmenskultur.
Angesichts der grundlegenden systemischen Bedeutung des Themas nähert sich auch die Aufsicht verstärkt der Risikokultur in Banken an. Der „Tone from the Top“, klare Verantwortlichkeiten und Rechenschaft eines jeden Mitarbeiters, offene Kommunikation und kritischer Dialog im Unternehmen sowie geeignete Anreizstrukturen sind dabei zentrale Elemente. Das Spektrum der Ansätze ist aktuell noch recht breit, und eine einheitliche aufsichtliche Praxis noch im Entstehen. Grundsätzlich wird von allen Instituten eine gute Risikokultur gefordert, die Umsetzung kann aber nach Größe und Ausrichtung des einzelnen Hauses variieren. Insgesamt liegt aktuell eine hohe Dynamik auf diesem Thema, sowohl bei den Instituten selbst wie auch auf Seiten der Aufsicht. Und das „Kulturrisiko“ wird zunehmend auf einer Ebene mit traditionellen Risikoarten genannt und in die aufsichtliche Analyse der Institute mit einbezogen.
Das vorliegende Buch liefert einen Beitrag zur Begrifflichkeit und zum Verständnis der Risikokultur in Kreditinstituten. Es widmet sich der Frage, wie Risikokultur greifbar gemacht, beurteilt und gefördert werden kann. Unterschiedliche Blickwinkel der Aufsicht, der Institute unterschiedlicher Größe und Komplexität aus allen drei Säulen des deutschen Bankensystems, ihrer Revisionsabteilungen wie auch die externer Prüfer liefern einen breiten Zugang zu dem Thema. Ziel ist es, praxisbezogene Ansätze und erprobte Denkmodelle zum Thema Risikokultur aufzuzeigen und zu fördern. Die Autoren stellen anhand von Praxisbeispielen konkrete Umsetzungsmodelle vor und verknüpfen diese mit aktuellen bankaufsichtlichen Anforderungen (Schwerpunkt: MaRisk). Der Leser erhält damit umfangreiche Hinweise zur praktischen Umsetzung im eigenen Verantwortungsbereich.