Interview zum Jubiläum der Volksbank in Achern

Interview der Mittelbadischen Presse mit Vorstand Clemens Fritz zum 150-jährigen Jubiläum der Volksbank in Achern.

Ortenau, 23.06.2018

Die Volksbank hat seit Jahren in Achern einen beachtlichen Marktanteil. Liegt das auch in der langen Tradition begründet?

Clemens Fritz: Unser hoher Marktanteil hat, so glaube ich, in erster Linie etwas mit der Qualität von Beratung und Service zu tun und damit, dass sich Kunden mit ihren Anliegen bei uns aufgehoben fühlen. Je häufiger und länger sich der Einzelne, eine Familie oder auch ein Unternehmen auf die Bank verlassen konnten – oft über Generationen –, desto fester ist in aller Regel die Verbindung. In diesem Sinne hat Marktanteil immer auch eine Wurzel in der Tradition.

Ist Achern mit vielen mittelständischen Unternehmen ideal für eine Genossenschaftsbank?

Fritz: Genossenschaftliche Kreditinstitute sind traditionell mit Gewerbebetrieben in Produktion, Handel, Handwerk und Landwirtschaft eng verbunden. Sie wurden, das kann man auch für die Volksbank in Achern feststellen, nicht selten von lokalen Gewerbetreibenden gegründet. Sie sicherten die damals bedrohte lokale Wirtschaftsstruktur und schufen Arbeitsplätze.

Und heute?

Fritz: An dieser Aufgabe hat sich bis heute nichts geändert. Ein sich außergewöhnlich gut entwickelnder Wirtschaftsraum, intakte kommunale Infrastruktur und stabile soziale Verhältnisse sind das Ergebnis des Gestaltungswillens tüchtiger Bürger, verantwortlicher Politiker und mutiger Unternehmer. Alle bilden ein starkes Netzwerk, von dem jeder Einzelne profitiert. Die Volksbank versteht sich seit jeher als Teil dieses Netzwerkes mit ihrer Kreditversorgung. Ein Mehrgewinnermodell also.

In Zeiten von Direktbanken: Ist es als Volksbank einfacher, sich im ländlichen Raum zu behaupten?

Fritz: Unser Erfolg und der vieler anderer regionaler Banken, die im ländlichen oder eher kleinstädtischen Raum tätig sind, ist beileibe nicht auf mangelnde Konkurrenz zurückzuführen. Was uns von Wettbewerbern in der Regel unterscheidet, ist der sehr enge Kontakt zu unseren Kunden, die Kenntnisse über deren Bedürfnisse sowie integre und versierte Berater, die im Interesse der Kunden handeln. Das honorieren unsere Kunden.

Herausforderungen gibt es aber dennoch.

Fritz: Wir lehnen uns nicht selbstgefällig zurück. Die digitale Entwicklung ist gerade in unserer Branche rasant. Darauf haben wir uns bereits frühzeitig eingestellt. In der Beratung allerdings wird, davon sind wir überzeugt, der persönliche Kontakt seine Bedeutung nicht verlieren.

Seit zwei Jahren ist die Volksbank Achern ein Teil der neuen Volksbank in der Ortenau. Was hat sich für den Kunden geändert?

Fritz: Die Verschmelzung hat 2016 ein nachhaltig leistungsfähiges genossenschaftliches Finanzinstitut hervorgebracht. Die unmittelbaren Ansprechpartner in der Beratung sind für die Kunden aus Achern, weit überwiegend zumindest, die gleichen wie vor der Fusion. Die Produkte und Dienstleistungen mussten harmonisiert werden. An der einen oder anderen Stelle gingen damit auch als belastend wahrgenommene organisatorische Anpassungen einher. Zwischenzeitlich sind die Fusionsveränderungen bewältigt. Wir sind erfolgreich zusammengewachsen.

Die Volksbank ist für ihr Engagement für die Vereine oder auf kultureller Ebene bekannt. Müssen Sie in der Niedrigzinsphase hier etwas kürzer treten?

Fritz: Nein, ganz und gar nicht. Die Synergien aus der Bündelung der Kräfte in der größeren Bank erhöhen unsere Möglichkeiten spürbar. Das Engagement für Vereine und für im weitesten Sinne sozial tätige Institutionen sehen wir mit großem Respekt und wollen dies auch weiterhin anerkennen – mit finanzieller Förderung, wo immer sinnvolle Projekte Unterstützung brauchen, aber auch mit ideeller Begleitung. Ich denke dabei an unsere jährlich etwa 40 Sozialprojekte, bei denen Mitarbeiter auf freiwilliger Basis ihre Zeit und Arbeitskraft einbringen. Oder aber auch an den von uns in diesem Jahr zum dritten Mal ausgeschriebenen Sozialpreis Herzenssache, mit dem wir außergewöhnliche Leistungen im Ehrenamt in den besonderen Fokus der Öffentlichkeit rücken.

Werden weitere runde Volksbank-Jubiläen in Achern folgen? Wird die Volksbank in gewohnter Weise in der Acherner Innenstadt präsent bleiben?

Fritz: Wir klagen als Verantwortliche nicht über die Beschwernisse für die Branche und unser Geschäftsmodell, sondern sind gewillt, die Zukunft selbst in die Hand zu nehmen. Deshalb bin ich auch überzeugt, dass die Volksbank in der Ortenau als Rechtsperson, die Institution Volksbank am Standort in Achern, aber auch die genossenschaftliche Finanzgruppe insgesamt noch viele runde Geburtstage vor sich hat.