Eine Frage, Herr Dauber: Gefahren der Internetwährung

Ortenau, 29.07.2019

Das soziale Netzwerk Facebook will eine eigene Währung einführen. Libra soll für Nutzer einiges einfacher machen. Gegen die Pläne laufen nicht nur die Zentralbanken Sturm. Christina Großheim sprach mit Markus Dauber, Vorsitzender der Volksbank in der Ortenau, was dagegen spricht.

Finanzsystem untergraben

Was ist Libra eigentlich?
Es handelt sich um eine blockchain-basierte Währung, mit der Nutzer leichter online einkaufen oder Geld verschicken können. Die Internet-Währung soll mit klassischen Währungen wie Dollar, Euro oder Yen gekauft oder mit Anleihen hinterlegt werden. Das Guthaben soll in einer elektronischen Geldbörse – Calibra – gespeichert werden. Facebook will mit der Kryptowährung in vielen Fällen Papiergeld und Kreditkarten ersetzen. Ziel ist ein effizienteres Zahlungssystem, das Inhaber sofort und direkt über ihre Apps nutzen.

Warum lehnen Währungshüter das Vorhaben ab?

Viele Zentralbanker, Finanzaufseher und Parlamentarier rund um den Globus sehen die neue Digitaldevise äußerst kritisch, da sie das klassische Finanzsystem auf den Kopf stellt, Banken untergräbt und im Zweifel zu Geldwäsche führen könnte. Wenn Facebook und seine privaten Partner das Zahlen mit der Internet-Währung ermöglichen, dann wäre ein Großteil der weltweiten Bezahlvorgänge erstmals in der Hand relativ weniger privater Konzerne.

Was könnte diese Währung für Banken bedeuten?

Banken haben im Finanzsystem eine Geldtransaktions- und eine Lagerungsfunktion. Auf der einen Seite sollen sie Geld von A nach B transferieren. Die dabei entstehenden Gebühren sind eines der Standbeine der Banken. Würde Libra künftig von vielen Menschen als Hauptkanal zum Transfer genutzt werden, so wäre das ein massiver Angriff darauf. Zum anderen soll Geld bei den Banken sicher verwahrt werden. Im Moment soll dies von Libra nicht angeboten werden. Sollte es jedoch so weit kommen, so könnte es das Einlagengeschäft der Banken und ihre Geschäftsmodelle untergraben.

Welche Risiken sehen Sie?

Die Nutzer sollen Libra mit realem Geld kaufen, das in einem Währungskorb landet, der den Gegenwert abbilden soll. Je nachdem, wie groß dieser wird, könnte eine Währungsmenge von beträchtlicher Größe heranwachsen – mit allen Risiken, die auf den realen Finanzmärkten lauern.

Foto: Volksbank in der Ortenau eG

Dieses Interview erschien zuerst im "Guller", der Wochenzeitung der Ortenau.