„Klimaschutz durch Moorschutz – nachhaltig und regional“ Volksbankmitarbeiter*innen wollen kräftig mit anpacken
01.10.2021
Volksbank - Die Gestalterbank und die Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU) renaturieren gemeinsam das Moor in der Flur „See“ südlich von Bad Dürrheim. Geplant ist der Einbau von 36 Grabensperren, um die im Moor vorhandenen Gräben zu verschließen und den Abfluss von Wasser zu verzögern.
Zentrales Ziel des Moorschutzes ist es, diese vorgeschädigten Moore zu renaturieren, damit sie ihre natürlichen Funktionen wieder wahrnehmen können. Durch geeignete Maßnahmen können viele der negativen Auswirkungen wieder rückgängig gemacht und so ein wesentlicher Beitrag zum Klima- und Naturschutz geleistet werden.
Gestalterbank - Angebot von freiwilliger CO2-Kompensation in einem Moor - ein Novum in Baden-Württemberg
Neben der Gestaltung von klima- und naturschutzrelevantem Impact durch die Renaturierung des Moors, unterstützt die Gestalterbank mit dem Projekt auch die wichtige nachhaltige Transformation unserer Wirtschaft. Mit dem Moorprojekt können Unternehmen ihren Klimabeitrag über den Kauf von CO2-Zertifikaten als freiwillige Kompensation aktiv mitgestalten. Das Angebot von freiwilliger CO2-Kompensation in einem Moor stellt bisher ein Novum in Baden-Württemberg dar.
„Gemeinsam übernehmen wir dabei Verantwortung für die nachhaltigen Transformation und sehen uns als Initiator und Mitgestalter auf diesem wichtigen nachhaltigen Weg“, so Markus Dauber, Co-Vorstandsvorsitzender und verantwortlich für den Bereich Nachhaltigkeit bei der Volksbank – Die Gestalterbank. „Über die Einmaligkeit des Angebots von regionalen CO2-Kompensationszertifikaten im Rahmen der Moorrenaturierung und dem ehrenamtlichen Engagement unserer Mitarbeiter*innen schaffen wir es einmal mehr, als Bank mit der höchsten Gestaltungskraft zu überzeugen.“
Liza Kirchberg, Sustainability Managerin der Gestalterbank ergänzt: "Wer sich einmal mit der Komplexität und Anforderungen an bundesweite Klimaschutzprojekte auseinandergesetzt hat, erkennt sofort, dass das nach deutschem Recht alles andere als einfach ist. Aus diesem Grund sind wir natürlich sehr stolz darauf, neben unseren traditionellen Aufforstungsaktionen, unsere Bindung zur Natur durch zertifizierten Beiträge zum Klimaschutz über regionale Moor-Renaturierung zu intensivieren. Das Beste hierbei: Wir ermöglichen unseren Kunden auf diesem Weg einen Beitrag zur nachhaltigen Transformation der Wirtschaft zu leisten."
Zusätzlich wollen die Volksbank-Mitarbeiter*innen auch in diesem Jahr wieder ehrenamtlich aktiv beim Verschließen von Gräben im Moor mithelfen. "Die Arbeiten im Moor sind nicht nur höchst effektiv, sie machen auch noch wahnsinnig viel Spaß. Bohren, schleppen, schaufeln und dabei ein tiefes Verständnis für den Moor- und Naturschutz zu erhalten ist total wertvoll. Mit den eigenen Händen aktiv Nachhaltigkeit zu gestalten und gemeinsam mit den Kolleg*innen für den Klimaschutz in der Region einen Beitrag zu leisten, ist ein tolles Gefühl und eine große Motivation“, erklärt Bianca Federmann aus der Unternehmensentwicklung der Gestalterbank.
Moorprojekt – Ein Gewinn für alle
Wie alles begann und was als nächstes passiert
Bereits 2018 wurde das Projekt gestartet und erstreckt sich über mehrere Jahre. Am Beginn stand eine zweijährige Vorplanungsphase der HfWU, welche die fachliche Begleitung der gemeinsamen Projektumsetzung übernommen hat. Darauf folgt nun in einem ersten Schritt die Gesamtrenaturierung des auf der Baar gelegene Moor in der Flur „See“ südlich von Bad Dürrheim – eine nachhaltige Entwicklung der Projektregion.
In der Vorplanungsphase untersuchte die Hochschule das Geschäftsgebiet der Volksbank nach potenziellen Flächen, die für Wiedervernässungsmaßnahmen in Fragen kommen würden. Untersuchungskriterien waren unter anderem das Treibhausgaseinsparpotenzial, der Planungsaufwand und eventuelle Raumwiderstände.
Für den Fokusraum bei Bad Dürrheim erstellte die Hochschule ein Renaturierungskonzept, welches den Einbau von insgesamt 36 Grabensperren vorsieht. Die Finanzierung der Sperren erfolgt über den Verkauf der CO2-Zertifikate. Jedes Zertifikat steht dabei für eine Tonne eingesparte CO2-Äquivalente.
Das Vorgehen zur Renaturierung beruht auf dem zentralen Aspekt die zur Entwässerung des Torfkörpers eingebrachten Gräben zu verschließen und damit den Abfluss zu verzögern und rund um die Gräben Flur nahe Wasserstände zu etablieren. Der Wirkungsbereich der Sperren beträgt ca. 5,8 ha. Für diese Grundfläche kann die signifikante Reduktion der Treibhausgase angenommen werden.
Die offizielle Bauphase unter fachlicher Führung der Hochschule wurde im Sommer 2019 gestartet. Parallel hierzu wird die Gestalterbank mit ihren Mitarbeiter*innen auch in diesem Jahr wieder freiwillig „selbst Hand“ anlegen. „Gemeinsam wird dann wieder gebohrt, gerüttelt und gelacht, um gemeinsam unsere Region durch nachhaltige Leistungen zu gestalten“, so Markus Dauber. „Derzeit sind an mindestens 2-3 Tagen im Spätsommer die Mitarbeiterworkshops im Moor geplant. „Damit leisten wir auch einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Sensibilisierung in der Bank“, so Dauber weiter.
Der Bau von 36 Einzelsperren ist in unterschiedliche Abschnitte eingeteilt, die zeitlich aufeinander folgen können. Am sinnvollsten ist eine Bauzeit von 2 bis 3 Trockenzeiten im Spätsommer zu nutzen. Durch die Aufteilung der Bauphasen auf einige Jahre können Schlechtwetterperioden besser umgangen werden, die bei einer bauzeitlichen Überschneidung in der Regel zu hohen Schäden im Gelände führen.
Hintergrundinformationen
Warum überhaupt Moore und was hat das mit dem Klima- und Naturschutz zu tun?
Natürliche Moore und Moorböden speichern weltweit rund doppelt so viel Kohlenstoff wie alle Wälder dieser Erde zusammen. Da sie im Vergleich zu den Wäldern jedoch nur eine geringe Landfläche einnehmen (ca. 3 %), sind sie die effektivsten Kohlenstoffspeicher und haben als solche eine positive Wirkung auf das Klima.
Auf der anderen Seite sind in Deutschland über 90 % der Moore gestört. Insgesamt emittieren ca. 18.000 km² Moorfläche in Deutschland 45,7 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente pro Jahr. Das sind ca. 5,1 % der gesamten deutschen Treibhausgasemissionen. In Süddeutschland sind es sogar 95 %. Somit sind entwässerte Moore, neben dem Energiesektor, die größte Einzelquelle für Treibhausgase.
Durch in der Vergangenheit angelegte Gräben beispielsweise, sinkt der Wasserstand und der Torf beginnt sich zu zersetzen. Dadurch werden die im Moor gebundenen klimaschädlichen Gase Kohlenstoffdioxid (CO2) , Lachgas (N2O) und Methan (CH4) freigesetzt. Aus dem Kohlenstoffspeicher wird somit eine Treibhausgasquelle. Daneben wird die natürliche Wirkung des Wasserspeichers und die biologische Vielfalt von Pflanzen und Tieren negativ beeinflusst.
Aktiv gestalteter Moorschutz durch Renaturierungsmaßnahmen, wie den Bau von Spundwänden in den Entwässerungsgräben, trägt daher nicht nur zur zukünftigen CO2 –Reduktion bei. Intakte Moore tragen zum Erhalt der biologischen Vielfalt bei, indem sie einer Vielzahl gefährdeter sowie speziell angepasster Arten und Lebensgemeinschaften einen Lebensraum bieten. Sie gewährleisten einen ausgeglichenen Landschaftswasserhaushalt und schützen das Grundwasser vor Nährstoffeinträgen – also ein Mehrgewinnermodell für unseren Lebensraum. Es gibt also genug gute Gründe sich für den Moorschutz einzusetzen.